Kategorie „My Generation“
Luz Casal: La Pasión (Blue Note-CD)
Man will spontan zum Verstärker gehen und die Lautstärke etwas aufdrehen – La Pasión enthält wundervolle Ohrwürmer. Luz Casals pflanzt sie uns mit ihrer warmen Stimme unnachahmlich ins Ohr, während wir mit den Füßen wippend einen Kaffee aufbrühen oder summend die Fenster putzen.
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Zepp Oberpichler: Gitarrenblut (Rock ’n’ Roll-Roman mit Musik CD)
Zepp Oberpichler hat versucht, einen Roman zu schreiben. Einen Roman über Will, der aus dem Ruhrgebiet stammt, Gitarre in einer Band spielt und Mädchen liebt. Eines der Mädchen heißt Bea. Er verliert sie für immer – ein Suizid. Zu ihrem Andenken möchte Will ein Tape aufnehmen …
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Michelle Shocked: Short Sharp Shocked (Mercury-LP)
Their lives ran in circles so small
They thought they’d seen it all so
They couldn’t make a place
for a girl who’d seen the ocean
aus: Memories of East Texas
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Kansas, "Leftoverture", Kirshner JZ 34224 (Speakers Corner-LP)
Carry On Wayward Son …, mindestens diesen Titel von diesem Album kennt fast jeder.
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Tracy Chapman: Tracy Chapman (Elektra Records-LP)
Es kam zu einer technischen Panne und der Ablauf des Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concerts stockte. Kurzerhand ging Tracy Chapman noch einmal auf die Bühne, stellte sich mit ihrer Gitarre vor die 72000 Menschen und sang Songs aus ihrem Debut-Album.
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Juliette Gréco und ihre großen Chansons (Philips-LP, antiquarisch)
Ihre Chansons sind so unbestritten ein wichtiger Bestandteil der europäischen Kultur, dass man sich eigentlich gar nicht mehr “kritisch” mit ihnen befassen kann. Wobei man als Schubladendenker nie so richtig weiß, ob man die Gréco und ihre Chansons nun zur Populärkultur oder zur Hochkultur schlagen soll.
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Hazmat Modine: Bahamut
Der Blues hat einen Bart.
Der Jazz ist nicht tot, aber er riecht schon komisch.*
Und der Country, der stinkt zum Himmel.
Und jetzt kommen Hazmat Modine…
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Payuta & Friends: Departure
Eines kann man Harry Payuta bestimmt nicht vorwerfen, nämlich dass er irgendwann in seinem Leben musikalisch stehen geblieben wäre. Der Bassist und Gitarrist hat in Rock- und Bluesbands gespielt, beim Jazz Station gemacht und war an Avantgarde-Projekten beteiligt. Schließlich öffnete er seine Musik für Einflüsse aus der ganzen Welt.
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Dona Rosa: Alma Livre
Dona Rosa wanzt sich nicht an den Hörer ran. Sie hat keine Stimme für die globale Fahrstuhlmusik wie – sagen wir mal, ja wie zum Beispiel Norah Jones.
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Quadro Nuevo: Tango bitter sweet (Doppel-LP/CD)
Die vier Musiker vom Quadro Nuevo spielen Tango auf akustischen Instrumenten. Die Grundbesetzung ihres Quartetts besteht aus einem Akkordeon, einem Saxophon, einem Kontrabass und einer Gitarre.
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Brass Noir on the Trans-Balkan Highway (LP)
Christoph Rossner grinst. Er ist zufrieden. Die LP ist fertig geworden, pünktlich zur HighEnd 2007. Der Plattenspieler-Entwickler hat sich für seine erste LP aus dem Katalog des Berliner Weltmusik-Labels Piranha Musik eine Compilation von Blechblas-Musik zusammengestellt.
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Engel an der Copacabana: Teresa Salgueiro & Septeto de João Cristal
Stimmen wie Teresas entdeckt man nicht in einer Bar. Die fallen entweder direkt vom Himmel oder in einem braven Schulchor auf.
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Klazz Brothers & Edson Cordeiro: "Klazz meets the Voice" (CD)
Kilian Forster (Bass), Tobias Forster (Klavier) und Tim Hahn (Drums) sind klassisch ausgebildete Musiker, die als Klazz Brothers Musik machen, die weder so richtig in die Klassik-, noch in die Jazz-Schublade passt.
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New Model Army: Thunder and Consolation
War das noch Punk? Nein, nicht mehr. Man muss bei New Model Army für die Anzahl der Akkorde schon weiter zählen können als bis drei, und welche echte Punk-Band wäre je – wie absurd! – auf den Gedanken gekommen, Streicher einzusetzen?
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Isabelle Antena: Les derniers guerriers romantiques
Die Band Antena geht 1981 auseinander, kurz nach der Veröffentlichung des ersten Albums Camino del sol. Isabelle bleibt, macht weiter und nennt sich jetzt Isabelle Antena. Zehn Jahre und eine handvoll Alben später: Isabelle Antena ist bekannt für einen Musikstil, in dem Samba und Bossa Nova, Elektro-Pop und Jazz und die Synthesizer zu etwas Neuem vergoren sind.
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Einstürzende Neubauten: Tabula Rasa / Ende Neu
Was war das für Musik? Pop, Punk, Rock, Independent, Industrial – mit wohlsortiertem Schubladendenken kommt man den Einstürzenden Neubauten nicht bei.
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Milva. Das Konzert. (Metronome 2-LP-Set)
Am Samstagabend durfte ich bis zehn Uhr aufbleiben und mit Mama und Papa fernsehen. Milva war die rothaarige Schlagertante mit schrecklichem Akzent, die am Samstagabend zu Peter Frankenfeld kam. Im Programm damaliger Musiksendungen war sie eine feste Größe – wie Peter Alexander oder Karel Gott. Ich glaube, dass ich damals geahnt, aber nicht begriffen habe, dass sie sich trotzdem irgendwie von den üblichen “Musik ist Trumpf”-Gästen unterschied.
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Pepe Justicias: trece noces
Im typischen Flamenco-Ensemble blieben geradezu archaische Musizierweisen erhalten: Canta – der Gesang, Palmas y jaleos – Händeklatschen und Rufen, Taconeos – das rhythmische Stampfen von Tänzerinnen und Tänzern, Bateria – eine Vielfalt an Percussionsinstrumenten. In dieser Umgebung kommt es für einen Gitarristen nicht auf einen besonders schön modulierbaren und lange nachklingenden Ton an, sondern auf Durchsetzungsfähigkeit.
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Chumbawamba: English Rebel Songs 1381-1914
Im Jahr als Chumbawamba die CD English Rebel Songs 1381-1914 veröffentlichten, hatten Milli Vanilli und die Pet Shop Boys ihre größten Erfolge. Vielleicht macht das klar, wie exotisch Chumbawamba waren. Sie waren nicht exotisch, weil sie “linke” Musik machten und über soziale und politische Themen sangen – das war in der Zeit von U2 oder Tracy Chapman nicht ungewöhnlich…
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Sara Tavares: Balancê!
Was für eine Stimme! Glockenhell windet sie sich locker, leicht und schwerelos durch die komplizierten Texte einer uns fremd anmutenden Sprache. Es ist die Sprache von Einwandererkindern, wie Sara Tavares erklärt: “Wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin, dann sprechen wir eine Mischung aus portugiesischer Umgangssprache, Slang aus Angola und kapverdischem ‘crioulo’, das wiederum viele Lehnworte aus dem Englischen und Französischen enthält.“
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Joe Jackson: Body and Soul
Heute gibt es überall Sushi-Bars. Aber im Sommer 1983 war sowas vermutlich selbst in L.A. ein etwas versnobter Ort. Joe Jackson und David Kershenbaum trafen sich dort, tranken viel Sake und kamen ins Philosophieren. Es ging um den als steril empfundenen Klang moderner Pop-Produktionen. Wer erinnert sich nicht mit Schaudern an die ersten Digital-Aufnahmen aus den frühen 80ern und ihr krustiges Klangbild? Jackson und Kershenbaum planten eine neue Platte und wollten alles besser machen.
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